24. 5. 2023 - 56.9 km / 449 hm.    Biri - Rustberg

Neuer Tag, neue Umstände. Bei kühlen Temperaturen verlassen wir Biri in Richtung Lillehammer, welche wir bei halber Strecke erreichen.

Schon von der gegenüberliegenden Talseite beeindruckt die olympische Skisprunganlage durch ihre Grösse. Lillehammer war 1994 Austragungsort der Spiele.

Die Innenstadt ist sehr belebt und lädt ein zu einer Pause und etwas Shopping.

Beim Verlassen der Stadt passiert mir, respektive meinem Velo ein Malheur, welches uns zum umkehren nötigt. Mit lautem Knall bricht eine Speiche des Hinterrades. So lässt sich natürlich die Tour nicht fortsetzen. Ziemlich schnell ist auch schon ein erster Bikeshop gefunden, eine passende Speiche ist jedoch nicht vorrätig. Wenigstens kann man uns eine weitere Adresse empfehlen. Der Mechaniker kann den Schaden in kurzer Zeit beheben und so kann es nun weitergehen. Somit lautet meine Topempfehlung bei Bikeproblemen in Lillehammer „Sykkologen, Storgata 35“ 5***** ! Kompetent, schnell und freundlich.

25. 5. 2023 - 62 km / 1427 hm     Rustberg - Ringebu

Rauf und runter - so das Motto des heutigen Tages.

Der Campingbetreiber macht uns freundlicherweise darauf aufmerksam, dass die Brücke in Tretten zurzeit nicht passierbar sei, da diese im letzten August eingestürzt war und erst wieder im Aufbau sei. Demzufolge gibts heute eine Zusatzrunde von 15 km tal-ab/aufwärts. Als kleine Belohnung gönnen wir uns ein feines Frühstück in einem Hotel in Granrudmoen. Von dort geht die Fahrt im steten auf und ab durch das Gudbrandsdalen, dem längsten Tal Norwegens.

Ab Favang (nach etwas mehr als 40km) sind dann alle Kräfte gefordert, gilt es doch eine 5km lange und 8%-ige Steigung zu bewältigen. Zum Glück können sich die Beine auf den letzten km vor dem Ziel in einer langen Abfahrt wieder erholen. Auf der Strecke besuchen wir die Stabkirche zu Ringebu (Holzkirche aus dem 13. Jahrhundert).

Bei „Annis“ werden die Speicher wieder köstlich gefüllt.

Als Unterkunft steht uns heute das "Skjeggestad Gjestehus", eine riesige Villa aus dem 18. Jahrhundert zur Verfügung. Diese wurde seinerzeit auch als Absteige der königlichen Familie auf Durchreise benutzt. Wir logieren also quasi in der "Königssuite" zu Ringebu.

26. 5. 2023 - 62 km / 665hm     Ringebu - Otta

Wir folgen weiter dem Gudbrandsdalen flussaufwärts und lernen dabei - bei eh schon frischen Temperaturen - die Wirkung des „Windchill-Effektes“ kennen. Praktisch auf dem ganzen Weg bläst der Wind nur in eine Richtung, nämlich voll ins Gesicht. Links und rechts des breiten Talgrundes erheben sich die Berge zum Teil weit über 1000 m. Eine eindrückliche und schöne Landschaft präsentiert sich.

27. 5. 2023 - 49 km / 799 hm     Otta - Dombås

Der Wind hat heute sein Gebläse ausgeschaltet und wir radeln bei fast perfekten Wetterbedingungen weiter das Tal hoch. Da der Radweg in der zweiten Streckenhälfte etwa 150 bis 200m über dem Talgrund verläuft, kostet es uns zwar ein paar zusätzliche Schweisstropfen, belohnt uns aber mit einer grandiosen Aussicht. Die vielen Bauernhöfe verteilen sich über das ganze Tal, wo vor allem Viehwirtschaft betrieben wird. Unzählige Schaf- und Kuhweiden säumen den Weg. Vielerorts wird auch emsig Holz gerüstet, welches reichlich vorhanden ist. Bei einem Schwatz mit einem älteren Bauer werden wir auch über die Holzpreise informiert. Die schönen Birkenwälder beeindrucken besonders.

28. 5 2023 - 50 km / 252 hm Dombås/Bjorli - Åndalsnes

Heute wollen wir es etwas gemütlicher nehmen und benutzen für die erste Teilstrecke die „Raumabane". Die „Raumabane“ ist eine eingleisige, nicht-elektrifizierte Bahnstrecke im Süden Norwegens und zählt zu den schönsten Bahnstrecken Europas. Diese beginnt in 659 Meter Seehöhe in Dombås und endet nach 114 Kilometern direkt am Fjord in Åndalsnes.

Für uns heisst es aber in Bjorli aussteigen und die Abfahrt nach Åndalsnes unter die Räder nehmen. Die Fahrt führt durch das wilde Tal „Romsdalen“ mit dem Fluss „Rauma“, welcher sich kaskadenartig den Weg zum Meer bahnt. Das Tal ist geprägt von den steilen Felswänden, welche sich rechts und links fast senkrecht in die Höhe erheben.

Petrus ist uns am späteren Nachmittag nicht mehr so gut gesinnt, öffnet er doch seine Schleusen wieder und auch Boreas bläst uns unangenehm ins Gesicht. Die Temperatur liegt im tiefen einstelligen Bereich und die Flanken der Berge präsentieren sich frisch gezuckert mit Neuschnee.

29. 5. 2023 - Åndalsnes (Ruhetag)

Den ersten Ruhetag verbringen wir in Åndalsnes. Das Wetter ist alles andere als berauschend. So verzichten wir auf einen Ausflug mit der Gondel auf den Romsdalseggen.

Als grosse Attraktion erweist sich das Kreuzfahrtschiff AIDAperla für bis zu 4350 Passagiere. Das Schiff der britisch-amerikanischen Carnival Corporation & plc, ist seit Mai 2017 im Dienst. Die AIDAperla wird 2020 als erstes Schiff mit Lithium-Ionen-Batterien von Corvus aus Norwegen ausgestattet. Das 300 Meter lange Kreuzfahrtschiff erhält ein Batteriepack mit einer Gesamtleistung von 10 Megawattstunden. Dies ist das bisher weltweit größte Batteriespeichersystem, mit dem ein Passagierschiff ausgestattet wird. Da glänzen die Augen von uns Landeiern !!

 

30. 5. 2023 - 57 km / 340 hm - Åndalsnes - Molde

Der gestrige Ruhetag hat gut getan und kam genau zum richtigen Zeitpunkt. Heute beginnt der Tag recht freundlich. Es ist nach wie vor windig und kühl aber trocken. Wenn es so bleiben würde, wir würden es nehmen.

Bei leichter Bewölkung und mehrheitlich Sonnenschein umfahren wir den Romsdalsfjord und radeln Richtung Molde. Auf dem Weg machen wir zwei neue und durchaus auch angenehme Erfahrungen.

Zum Ersten überqueren wir den Langfjord mit einer Fähre (4 km) in 20 Minuten. Auf dem Landweg (96 km) müssten wir wohl 2 Tagesetappen einplanen. Zudem ist die Benutzung der Fähre für den Langsamverkehr völlig gratis.

Über den Bolsøysund führt eine Brücke mit steilem Anstieg und ebenso steiler Abfahrt. Das war weniger angenehm und vor allem sehr windig. Zum Glück war das Verkehrsaufkommen gerade gering.

Zum Zweiten unterqueren(!) wir den Fannefjord mit dem öffentlichen Bus durch einen Tunnel. Die Tunneldurchfahrt ist nämlich für Fahrräder und Fussgänger gesperrt. Wäre wirklich auch kein Vergnügen, beträgt das Gefälle und die gegenüberliegende Steigung doch knackige 9%.

So kommen wir gut gelaunt in Molde an. Das Nachtessen war vom Feinsten, was wir bislang geniessen durften.

Die Fjordstadt Molde schmiegt sich ans Ufer der weiten Mündung des Romsdalsfjords. Sie ist bekannt für das jeden Juli stattfindende Jazzfestival mit 100 Konzerten für rund 60.000 Musikfans. 

Ein weiterer Top-Tipp für Touristen – egal ob Fussballfan oder nicht – ist das Åker Stadion. Dieses imposante, direkt am Ufer gelegene Bauwerk hat eine Fassade aus Granit, Aluminium und Glas.