27. 6. 2023 - Sommarøy Ruhetag

Der Sommer ist jetzt auch im hohen Norden definitiv angekommen. Wir geniessen das herrliche Wetter und die sommerlichen Temperaturen in vollen Zügen.

Mit eine Wanderung auf den Nordkollen (216 m) halten wir uns fit. Die Rundsicht ist atemberaubend vor allem gegen das Landesinnere mit den vielen Bergzügen. Auf dem Hügel gegenüber sind 67 Windräder installiert mit einer Gesamtleistung von ca. 288 MW, was etwa einem Drittel an Leistung eines AKWs entspricht. Die Anlage produziert Strom für 50’000 Haushalte. Da heute jedoch Flaute herrscht, stehen die meisten Windräder still.

Im Abstieg vom Berg entdecken wir einen wunderschönen Sandstrand - das Meerwasser erstrahlt smaragdgrün und lädt zum Bade. So packen wir die Chance und sorgen dafür, dass wir die Badehosen nicht umsonst eingepackt haben. Das Wasser ist zwar saukalt (10°C), aber die Erfrischung umso grösser.

Aufstieg zum Nordkollen 216 m ü. M.

 

Karibische Verhältnisse

 

28. 6. 2023 - 65 km / 420 hm Sommarøy - Tromsø

„Vier Jahreszeiten an einem Tag, damit musst du rechnen“ prophezeite mir mein norwegischer Freund vor unserer Nordkapp-Tour, als ich ihn nach den Wetterbedingungen in seiner Heimat fragte. Ganz so schlimm war es heute aber nicht. Frühmorgens wurde ich um halb fünf durch einen kräftigen Sonnenstrahl bei blauem Himmel und hohen Temperaturen aus dem Schlaf gerissen. Ich dachte es sei bereits Mittag! Die Ernüchterung folgte während des Morgenessens. Schnell zog nämlich eine dicke Wolkenschicht auf und die Temperatur sank schnell auf herbstliche Werte.

Auf dem Weg nach Tromsø dann eine kleine Unsicherheit nach ein paar Kilometern. „Strasse gesperrt zwischen 8:00 bis 19:00, von Montag bis Freitag“ stand da auf einer Verkehrstafel. Soll das ein Witz sein? Da wir nicht alleine unterwegs sind, ignorieren wir diese Tafel und setzen unsere Fahrt fort. Eine kleine Baustelle sorgt dann für Klärung - die Sache entpuppt sich als halb so schlimm wie angekündigt. Wir können uns über diese übervorsichtige Beschilderung nur wundern.

Verkehrsstau 1

 
Verkehrsstau 2

29. 6. 2023 - 20 km / 550 hm Tromsø Sightseeing

Erneut prächtiges Wetter heute in Tromsø. Gerade recht, um uns geistig auf den Endspurt unserer Veloreise vorzubereiten. Nur noch 3 Etappen stehen an!

Wir besuchen die 1965 erbaute Eismeerkathedrale, „das“ Wahrzeichen von Tromsø schlechthin.

Ohne ein wenig Bewegung geht es auch heute nicht. Mit Unterstützung von „Garaventa“ besteigen/bewandern wir den Fjellheisen, Tromsøs Hausberg. Die fantastische Aussicht lässt sich kaum in Worte fassen, einfach nur unheimlich schön.

Zum Znacht dinieren wir im „Vertshuset“ Arctandria Sjømatrestaurant - feines Fischrestaurant!

 

Eismeerkathedrale

 

30. 6. 2023 - 72 km / 891 hm Tromsø - Lyngseidet

Von Tromsø aus umfahren wir vorerst in südlicher Richtung den Tromsdaltinden, bevor wir die Halbinsel in östlicher Richtung queren. Folgt die Strasse nahe dem Wasser, weht stets ein kühles Lüftchen, was die Fahrt äusserst angenehm gestaltet. Verläuft sie jedoch im Landesinnern, machen wir zum ersten Mal während unserer Reise Bekanntschaft mit lästigen Bremen. Die paar warmen Tage haben offenbar gereicht um deren Lebensgeister zu wecken und als Plaggeister den Menschen das Leben zu erschweren.

Mit der Fährüberfahrt von Breidvik nach Svensby erreichen wir die Lyngenalpen, eine sehr eindrückliche Gebirgslandschaft. Diese erstrecken sich über 90 km in nord-südlicher Richtung und sind 15–20 km breit. Im Westen grenzen sie an den Ullsfjord und im Osten an den Lyngenfjord. Ungefähr in der Mitte schneidet ein Seitenarm des Ullsfjord, der Kjosen, rund 14 Kilometer tief von West nach Ost in das Gebirgsmassiv ein. Der höchste Gipfel der Lyngenalpen ist der südlich des Einschnitts gelegene Jiekkevárri mit 1834 m. Touristisch sind die Lyngenalpen wenig erschlossen, werden aber dennoch von Bergwanderern, Extrem- und Tourenskifahrern besucht. Für uns Schweizer mögen die 1834 m nicht sehr hoch erscheinen, aber diese Berge sind wirklich imposant!

Das kleine Haus am Meer

1. 7. 2023 - 72 km / 712 hm Lyngseidet - Skjervøy

Schon nach wenigen Minuten Fahrzeit geht’s heute ab auf unsere letzte „Gratisfähre“ von Lyngseidet nach Olderdalen. Zur Erinnerung: Die Benutzung der Fähren für den Langsamverkehr ist in Norwegen völlig gratis und wird entweder vom Staat oder vom motorisierten Verkehr querfinanziert - eine Supersache!

Schon auf der Fähre bläst ein ziemlich frischer Wind - als Segler würde ich sagen „mindestens 5 Bft“! Und dieser Wind kommt auch für den restlichen Tag nicht zur Ruhe. Was uns besonders daran stört ist der Fakt, dass er uns direkt ins Gesicht bläst. Das geht kräftemässig ganz schön ans Eingemachte. Die Landschaft präsentiert sich nach wie vor von ihrer schönsten Seite, da gibt’s nichts zu rütteln. Wenn nur dieser Wind nicht wäre.

Unterwegs warten auch noch ein paar weiter Knackpunkte. So gilt es den Maursundtunnel mit etwas über 2 km Länge zu durchfahren. Dieser unterquert nämlich einen Fjord. Mit einem Gefälle von 10% fährt sich locker bis zur Tunnelmitte auf minus 95 m, doch ab dann ist Velo stossen angesagt. Die Gegensteigung ist schlicht zu steil um mit unseren schwer beladenen Velos rauf zu fahren. Der nächste Tunnel lässt auch nicht lange auf sich warten, erweist sich aber geradezu als Kinderspiel, da völlig flach verlaufend.

 

Maursundtunnel-Einfahrt: 2.1 km Länge, 10% Gefälle

2. 7. 2023 - Skjervøy Ruhetag

Nach den Anstrengungen der letzten Etappe sind wir einfach nur froh unseren Körpern einen Ruhetag zu gönnen. Trotzdem ein paar Bilder der anderen Art aus Skjervøy.

Hafenimpressionen

 

Briefkästen in Norwegen

3. 7. 2023 - 69 km / 2223 hm Honningsvåg - Nordkap retour

Das Hurtigrutenschiff „MS Vesterålen“ bringt uns in der Nacht auf heute bei strahlendem Sonnenschein nach Honningsvåg. Die Vesterålen ist das kleinste und gleichzeitig auch das älteste Schiff (gebaut 1983) der Hurtigruten-Reederei. Es bietet Platz für 510 Passagiere in 146 Kabinen. Gemäss einem Schiffsoffizier noch ein echtes Schiff und kein schwimmendes Hotel!

Auf der Fahrt sichten wir nochmals ein paar Wale direkt vom Boot aus, cool!

Da die Wetteraussichten für die kommenden Tage weniger gut aussehen, entschliessen wir uns, die Tour ans Nordkap unvermittelt anzutreten. Diese hat es nochmals tüchtig in sich (man beachte die Höhenmeterangabe).

Kurz vor dem Etappenziel nimmt der Nebel leider überhand über die Sonne. Er hüllt das Nordkap in eine dicke Suppe. Doch die Freude über das Erreichte überwiegt und so können auch wir uns in die Menschenschlange stellen fürs Erinnerungsfoto.

Für die nächsten Tage gilt für mich einmal mehr, eine Veloreparaturwerkstätte zu finden, welche hoffentlich in der Lage ist das Hinterrad meines Drahtesels in Stand zu stellen. Dieses hat nämlich damit angefangen, sich in seine Einzelteile zu zerlegen (2 weitere Speichenbrüche). Ob das ein Wink mit dem Zaunpfahl ist, dass dem Velofahren für den Moment Genüge getan ist?

Nun ist Erholung angesagt!

Noch scheint die Sonne

 

Am Ziel unserer Reise