7. 6. 2023 - Ruhetag Forvik

Heute also unser zweiter Ruhetag auf dieser Velotour. Auch diesmal ein guter Moment, hält doch das regnerische Wetter an.

So verbringen wir den Tag in der Kaffeerösterei und lassen uns von Hanne, der Betreiberin der Rösterei in die Künste des Röstens einweihen. Ein höchst spannender und interessanter Prozess. Über die Rösttemperatur und die Verweilzeit der Kaffeebohnen im Ofen wird peinlichst genau Buch geführt, spielen doch beide Parameter eine wesentliche Rolle für die Qualität des Endproduktes. Ein paar Grad daneben oder ein paar Sekunden kürzer/länger im Ofen verändern den Geschmack des Kaffes erheblich. Man kann unschwer erkennen, dass hier eine absolute Fachfrau am Werk ist.

Der geröstete Kaffee wird einerseits direkt an die Endkunden geliefert oder über einen Webshop  verkauft.

 

 

8. 6. 2023 - 58 km / 396 hm Forvik - Bratland

Wir starten den Tag bei einem feinen Frühstück in Hannes Rösterei und kommen so noch einmal in den Genuss eines hochwertigen Espresso DoppioDoppio.

Die Velotour beginnt mit einer kurzen Fährstrecke von Forvik nach Tjøtta. Heute begleitet uns Jean-Michel, ein Franzose der auf dem Velo in einer anderen Liga fährt. Er ist bereits seit 86 Tagen unterwegs und hat seine Tour in Tarifa (Spanien) am südlichsten Punkt Europas begonnen. Auf etwa halber Strecke verkündet er uns, dass er gerade den 7000sten Kilometer zurückgelegt hat, „Chapeau“ Jean-Michel!

Die Regenschauer am heutigen Tag findet auch statt und dauert genauso lange wie man braucht um die Regenklamotten überzuziehen. Danach erfreut uns die Sonne und viel blauer Himmel.

In Sandnessjøen trennen sich die Wege von uns mit Jean-Michel. Wir nehmen nämlich die Abkürzung mit dem „Hurtigbåt“ via Nesna nach Stokkvågen. Nochmals eine Stunde Velofahren und nach einigem suchen und hin und her logieren wir in einem AirBnB-House an toller Lage. AirBnB steht in diesem Falle für Bed & Bath. Frühstück gibt’s nämlich keines und wir werden morgen hungrig auf die Drahtesel steigen.

Für einmal verabschiedet sich der Tag mit einem Sonnenuntergang erster Güte und zu einer Stunde (23:51) welche für uns gewöhnungsbedürftig ist.

9. 6. 2023 - 21 km / 200 hm Bratland - Furoy

Bei schönstem Sonnenschein nehmen wir die geplanten 43 km frühmorgens unter die Räder. 

Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Den ersten, gut 2 km lange Tunnel, hätten wir gerne umfahren. Vermutlich wegen Steinfallgefahr ist der alte Weg entlang der Küste aber gesperrt. Damit der Tunnel auch für Velofahren fahrbar ist, sind zum Glück zusätzliche Warnleuchten installiert, welche man als Velofahren vor der Tunneleinfahrt betätigen muss.

Nach 13 km besteigen wir ein erstes Mal die Fähre (2 Fährüberfahrten waren heute geplant). Da treffen wir auch zum wiederholten Male auf Jenny und Ole, ein junges deutsches Paar deren Ziel das Nordkap ist.

Kurz nachdem der Polarkreis überquert ist, dreht die Fähre ab, macht einen U-Turn (180° Wende) und fährt einen zusätzlichen Hafen an. Wir erfahren, dass die von uns geplante zweite Fährte wegen einer Betriebsstörung ausfällt. Deshalb ändert unsere Fähre den Kurs, fährt zusätzliche Häfen an und bringt uns direkt ans Tagesziel in Furoy. So überqueren wir den Polarkreis heute gleich dreimal, zweimal von Süden nach Norden und einmal in die Gegenrichtung.

Gemeinsam den Polarkreis überquert ...

Jenny und Ole aus Berlin ...

 

 

 

10. 6. 2023 - 58 km / 776 hm Furøy - Reipå

Was für ein Tag heute! Blauer Himmel, angenehme Temperaturen zum radeln und dazu volle 24 Stunden Sonnenschein.

Schon früh am morgen erfreut uns der spiegelglatte Fjord und lässt die Herzen der Hobbyfotografen höher schlagen.

Die Radstrecke führt durch wunderschöne Fjordlandschaften und wir können uns kaum sattsehen. So viele schöne Eindrücke - einfach unglaublich.

11. 6. 2023 - 48 km / 439 hm Reipå - Polar Camp

Das schöne Wetter vom gestrigen Tag hat sich bereits wieder verflüchtigt und die Wolken haben erneut das Zepter übernommen. Die Wettervorhersage verheisst auch nichts gutes, sind doch für den Nachmittag ergiebige Niederschläge angesagt.

Trotzdem kommen wir - bei zügigem Rückenwind - vorerst der Küste folgend sehr flott weiter Richtung Norden. Die erste Streckenhälfte nehmen wir mit links, es fühlt sich an, als wären wir auf E-Bikes unterwegs.

Auf halbem Weg gilt es dann eine Gebirgskette zu überqueren oder man sollte wohl besser sagen unterqueren, führt doch die Route durch mehrere Tunnels mit zum Teil über 3 km Länge. In den Tunnels ist es eisig kalt und ich frage mich, ob die Ursache dem in diesen Breitengraden noch vorhandenen Permafrost geschuldet ist. Die langgezogenen Aufstiege haben es in sich, umso schöner jeweils die nachfolgenden Abfahrten. Die angesagten Niederschläge bleiben aus und so erreichen wir unser Etappenziel in trockenen Kleidern.

 

 

 

12. 6. 2023 - 67 km / 839 hm Polar Sport Camp - Bodø

Der Mensch kann sich an alles gewöhnen - sogar daran, bei nasskaltem Regenwetter mit dem Velo ans Nordkap zu fahren! Der Regen soll ja bekanntlich schön machen. Ich hoffe nur, dass man uns nach unserer Rückkehr auch noch erkennt 😂!

Mit vollständiger Regenbekleidung ausgerüstet starten wir unsere vorläufig letzte Festlandetappe vom Polar Sport Camp nach Bodø. Die Niederschlagsmenge hält sich in Grenzen, doch die Luftfeuchtigkeit ist so hoch, dass wir schon nach kurzer Zeit die Goretex-Schicht wieder ablegen.

Nach halber Strecke führt der Radweg über die Saltstraumen-Brücke, wo sich ein riesiges Naturschauspiel zeigt. Das Wasser unter dieser Brücke führt den grössten Gezeitenstrom weltweit. Viermal am Tag bahnt sich die riesige Wassermenge ihren Weg durch die 150 Meter schmale Meerenge im Saltstraumen. Daraus entstehen riesige Strudel, die zwischen den Fjorden tanzen. Wir sprechen hier von 400 Millionen Kubikmetern Meerwasser, die sich im Durchschnitt mit 13 Kilometern pro Stunde bewegen – wenn die Strömung am stärksten ist, wird es noch wesentlich schneller! Der 40 km lange Skjerstadfjord füllt/entleert sich dabei mit dieser Wassermengen. Der Gezeitenhub kann bis zu 3 m betragen. (Vergleich CH: Die Grösse des Fjords entspricht in etwa der Grösse des Neuenburgersees)

Dauerregen begleitet uns dann auf der zweiten Streckenhälfte und wir geniessen die warme Dusche in Bodø doppelt.

Wasserstrudel beim grössten Gezeitenstrom der Welt

 

Immer wieder über Brücken

 

13. 6. 2023 - 25 km / 300 hm Bodø - Reine

Auf unserer heutigen Etappe lassen wir uns vor allem transportieren und zwar auf der Fähre zwischen Bodø und Moskenes (90 km über’s offene Meer) auf die Lofoten, einer der norwegischen Küste vorgelagerten Inselgruppe. Zur unseren grossen Freude empfängt uns diese ausserordentlich freundlich mit sonnigem Wetter.

Damit wir unsere Beine auch noch etwas in Schwung halten, fahren wir vom Fährhafen noch ein paar Kilometer weiter südlich ins Dörfchen Å. Unklar zu erkennen, die Gemeinde mit dem kürzesten Ortsnamen. Auf besonderes Interesse unsererseits stossen die unzähligen Gestelle, vollbehangen mit den bekannten Stockfischen mit ziemlich strengem Geruch.

Stockfisch ist der älteste Exportschlager Norwegens. Die Herstellung hat insbesondere für Nordnorwegen große Bedeutung und ist seit Jahrhunderten eine wichtige Einnahmequelle für die Menschen hier. Die beste Qualität wird auf den Lofoten-Inseln Værøy und Røst erzielt. Die wichtigsten Exportmärkte sind Italien, Schweden, die USA und Nigeria. 2010 betrug der Export aller Stockfischprodukte 650 Millionen NOK, was einem Volumen von 7.845 Tonnen entspricht.

Stockfisch ist ein natürliches Produkt frei von künstlichen Zusatzstoffen, die Herstellung ist ressourcenschonend. Dem Fisch wird lediglich das Wasser entfernt, alle Nährwerte bleiben also erhalten. Für die Produktion werden Dorsch, Seelachs, Leng, Lumb und Schellfisch verwendet. Nach dem Fang werden Kopf und Innereien entfernt und jeweils zwei Fischkörper an den Schwänzen zusammengebunden. So werden sie auf die Trockengestelle gehängt und bleiben dort 2-3 Monate. Die Köpfe werden separat getrocknet. Der Nährwert eines Kilogramms Stockfisch entspricht dem von fünf Kilogramm frischen Fischs. Stockfisch ist, wenn er richtig gelagert wird, unbegrenzt haltbar.

Nachtessen im Restaurant Gammelbua in Reine. Historisches und gemütliches Lokal mit feinster Küche, sehr empfehlenswert.

 

Å - Die Gemeinde mit dem kürzesten Ortsnamen

 

Stockfisch Trocknung