21. 6. 2023 - 18 km / 295 hm Sortland Sightseeing

Wir zerreissen heute keine Stricke, machen einen Ruhetag in Sortland (10561 Einw., Stand 1.1.2023) und drehen eine kurze Velorunde ins nahegelegene Skigebiet Ånstadblåheia (schweizerdeutsch Idiotenhügel) mit seinem Windpark.

Anschliessend wage ich noch eine kurzen Hupf ins kühle Meer, will wissen wie warm das Wasser ist - „SAUKALT“ (8 °C) !

Perfekte Veloinfrastruktur

 

Skigebiet Ånstadblåheia

 

21./22. 6. 2023 - Längster Tag 2023 - Mitternachtssonne

„Quod erat demonstrandum“ - ja, die Sonne fällt nicht unter den Horizont (Zeitraffer zwischen 24:00 und 02:00 Uhr)

22. 6. 2023 - 64 km / 452 hm Sortland - Bø

Was für ein Prachtstag heute. Strahlender Sonnenschein begleitet uns den ganzen Tag auf dem Weg von Sortland nach Bø. Auf endlosen Landstrassen, durch eine immer karger werdende Vegetation schlängelt sich der Radweg um viele Fjorde weiter nordwärts. Wer die karge und archaische Landschaft liebt, ist hier genau richtig. Wer lieber Ramba Zamba und Halli Galli mag, dem wird dringend empfohlen nicht hierher zu kommen. Oder müsste man diese Leute nicht erst recht dazu motivieren es zu tun?

Das Hotel Marmelkroken liegt in dem schönen Dorf Bø an der Westküste von Andøya, ganz weit im Norden der Provinz Nordland. Das Meer ist der nächste Nachbar und man hört nicht viel anderes als das Grollen des Ozeans und das Pfeifen der unzähligen Vögel. Weit weg von der Hektik des Alltags lässt sich herrlich entspannen.

Zum ersten Mal auf unserer Tour können wir das Nachtessen im Freien geniessen und auch eine kurze aber heftige Schauer kann uns den Abend nicht verderben. So ist halt das Wetter an der Atlantikküste.

 

Letzter Blick von der 948m langen Sortlandbrücke

 

Durchblick auf die Andøybrücke

 

23. 6. 2023 - 51 km / 223 hm Bø - Andenes

Bedeutend kühler als am Vortag und bei bewölktem Himmel starten wir die heutige Etappe entlang der Westküste der Insel Andøya. Linker Hand liegt das Meer, welches grau in grau übergeht in den Himmel. Das nächste Festland dahinter liegt etwa 1400 km westlich an der Ostküste Grönlands. Rechts der Strasse wechseln sich schroffe Felswände mit riesigen Moorgebieten ab. Zum Glück herrscht verkehrsmässige Flaute und wir können die Strasse zeitweise für uns alleine beanspruchen. Die Wohnmobildichte ist gegenüber den Lofoten viel geringer, was wir sehr zu schätzen wissen.

Auch wettermässig ist uns das Glück gut gesinnt, kommen wir doch trocken über die Runde.

Andenes, unser Zielort liegt am nördlichen Ende der Insel Andøya und hat regen touristischen Zulauf. Neben dem berühmten Leuchtturm Andenes fyr, der auch bestiegen werden kann, gibt es ein Polarmuseum und die Ausstellung Hisnakul. Die bekannteste Touristenattraktion von Andenes ist aber die Walbeobachtung, welche in den Sommer- und Wintermonaten von hier aus täglich angeboten wird. Mehr darüber wird hoffentlich im morgigen Blog zu lesen sein. Ausgangspunkte hierfür ist das in der Nähe des Leuchtturms gelegenen Norwegische Walzentrum (Hvalsenter) mit Ausstellungs- und Vortragsangeboten zum Thema Wale.

In unmittelbarer Nähe des Ortes befindet sich der Raketenstartplatz Andøya und ein geophysikalische Observatorium.

 

Blick aufs Meer - gegenüber liegt Grönland

 

Leuchtturm mit Tümpel

24. 6. 2023 - Andenes/Gryllefjord - „Whales2Sea“

Am heutigen Tag wenden wir uns einem komplett anderen Thema zu, der Walbeobachtung.

Zunächst informieren wir uns während einer stündigen Führung im Walmuseum von Andenes über die Walarten und das Leben der Wale. Anschliessend werden wir gut ausgerüstet mit Schlauchbooten in die Nähe von Grindwalgruppen geführt, welche sich zu dieser Jahreszeit in den Gewässern vor Andenes aufhalten.

Grindwale gehören zur Gruppe der Zahnwale und sind weltweit verbreitet. Es gibt zwei Arten von Grindwalen, die Kurzflossen-Grindwale und die Langflossen-Grindwale. Die Langflossen-Grindwale sind hier zu finden und bevorzugen kühlere Gewässer. Der Name Langflossen-Grindwal bezieht sich auf die Länge ihrer Brustflossen. Ausgewachsene männliche Langflossen-Grindwale können eine Größe von bis zu 6,7 Metern erreichen. Die Weibchen sind kleiner und werden maximal 5,7 Meter lang. Sie leben in sozialen Gruppen und können in großen Ansammlungen von bis zu 100 Tieren gesichtet werden. Grindwale erkennt man schon von weitem an ihrer gebogenen, schwarzen Rückenflosse und an der Anzahl der Tiere, die zusammen sind. Grindwale neigen dazu, an der Oberfläche sehr aktiv zu sein, sie sind sehr neugierig und nähern sich unseren Booten. Ein sehr eindrückliches Naturerlebnis!

Langflossen-Grindwal

25. 6. 2023 - 60 km / 700 hm Andenes - Mefjordvær

Frühe Tagwache heute in Andenes. Wir wollen mit der ersten Fähre nach Gryllefjord auf die Insel Senja übersetzen. Die Wolken hängen heute tief, die Temperaturen sind es auch. Die Veloroute ist wieder etwas coupierter und landschaftlich zeigt sich auch wieder ein verändertes, alpineres Bild. Nur der Löwenzahn, die Kerbel und der Hahnenfuss stehen weiterhin Spalier.

Der Aufstieg zum Skalandtunnel (8% Steigung mit 300 Höhenmeter) zehrt ordentlich an den Kräften. Die Abfahrt im Tunnel mit 5% Gefälle erweist sich als einfacher wie erwartet. Wir sind jedoch heilfroh, müssen wir diesen Tunnel nicht in der Gegenrichtung passieren!

Beim Aussichtspunkt auf den Steinfjord treffen wir auf eine Schar jungebliebener Norweger (Frauen und Männer). Sie fahren unsere heutige Tour genau in umgekehrter Richtung und haben den Skalandtunnel noch vor sich. Besser sie als wir! Und keine/keiner fährt ein E-Bike, alle sind mit Biomotoren unterwegs, Chapeau!

Den Pausenkaffee und -kuchen gibts heute in Dörfchen Skaland. Das Restaurant verfügt ausnahmsweise über eine gute Kaffeemaschine, womit ein feiner Espresso garantiert ist.

Gut gestärkt geht’s danach durch den dritten und letzten Tunnel an diesem Tag. In Mefjordvær beziehen wir eine grosse, alte Villa welche wir als Nachtlager gebucht haben.

Dieselbe Route wie wir ist heute auch ein Verrückter mit seinem Hochrad gefahren! So hat jeder seine eigenen Plan ans Nordkapp zu kommen. Wir fragen uns bloss, wie dieser Mann den steilen Anstieg und die Tunnelpassagen geschafft hat.

Im Laufe des Tages stelle ich zudem mit Schrecken fest, dass das Display meiner Kamera seinen Dienst eingestellt hat. So fotografiere ich ab diesem Moment unter leicht erschwerten Bedingungen wie ein völlig blindes Huhn. Wenigstens schiesst sie überhaupt noch Fotos, c’est la vie!

Aussicht auf den Steinfjord

 

Auch er hat einen Plan um ans Nordkapp zu kommen

 

26. 6. 2023 - 42 km / 434 hm Mefjordvær - Sommarøy

Nach dem gestrigen „grau-in-grau“ steht der heutige Tag unter dem Motto blau-in-blau. Bei sommerlichen Temperaturen und viel Sonnenschein zeigt sich auch Senja von seiner schönsten Seite.

Die Route führt entlang der Küste, dann nach steilem Anstieg durch ein Hochmoor nach Botnhamn. Hier besteigen wir die Fähre nach Brensholmen.

Zu unserem grossen Erstaunen treffen wir nochmals auf den Italiener von gestern mit seinem Hochrad. Er ist offensichtlich in etwa gleich schnell unterwegs wie wir mit unseren moderneren Velos. Diesmal können wir live miterleben, wie er sich elegant auf sein Gefährt schwingt und von dannen zieht.

In Sommarøy, unserem Etappenziel, öffnet sich eine wunderbare Inselwelt fast schon wie in der Karibik. Und auch die Sandstrände fehlen nicht! Auf den Sprung ins kühle Nass verzichten wir in Anbetracht der Wassertemperatur von zirka 10 Grad Celsius aber trotzdem.