31. 5. 2023 - 53 km / 583 hm - Molde - Kristiansund 

Erfreulicherweise zeigt sich das Wetter - entgegen der Vorhersage - zu Beginn des Tages besser als erwartet. Die Route führt uns entlang der E39 Richtung Kristiansund.  Bei trockener Strasse mit wenigen Anstiegen kommen wir zügig voran. Leider ist auf längeren Abschnitten der Radweg nicht vom Autoverkehr getrennt. Da ist höchste Konzentration gefordert, verkehren doch auch recht viele Lastwagen auf dieser Strasse.

Den Høgsettunnel umfahren wir locker auf der tiefer liegenden Nebenstrasse und staunend erblicken wir die elegant geschwungene Brücke über den Gjemnessund. Beim überqueren eben dieser 1400 m langen Brücke öffnet Petrus seine Schleusen doch noch. Ein paar Grad weniger und es wäre Schnee gefallen! Da im darauffolgenden Tunnel eh ein Fahrverbot für Velos besteht und der Bus benutzt werden muss, entschliessen wir uns diese Etappe auch gleich im Bus bis Kristiansand zu beenden.

Kristiansund (ca. 24000 Einwohner) ist eine Hafenstadt und Inselkommune auf mehreren, durch Brücken verbundenen Inseln im Norden der norwegischen Provinz Møre og Romsdal an der Atlantikküste.

Batnfjord

 

Kristiansund

1. 6. 2023 - 10 km / 240 hm Kristiansund (Sightseeing) - Trondheim

Für einmal steht heute nicht das Velofahren im Vordergrund. Nach der kurzen Stadtbesichtigung und dem Aufstieg zum „Varden“ einem Aussichtspunkt, besuchen wir die alten Schiffswerkstätten nahe am Wasser. Diese erinnern sehr stark an unsere Hammerschmiede in Seengen - mit dem einzigen Unterschied, dass völlig andere Erzeugnisse hergestellt werden.

Um nach Trondheim zu kommen nehmen wir quasi die Abkürzung mit dem „Hurtigbåt“ (Schnellschiff). Die knapp 180 km lange Fahrt legen wir so in etwa 4 Stunden zurück. Dabei durchqueren wir mehrere Wetterfronten mit Regen und Sonnenschein. Gut können wir dabei stets im Trockenen sitzen.

In Trondheim - einer Stadt mit über 200’000 Einwohnern - geraten wir voll in den Feierabendverkehr. Dessen Hektik erschlägt uns beinahe und wir sind froh, dass es schon morgen wieder raus der Stadt aufs Velo geht.

 

2. 6. 2023 - 124 km Zugfahrt Trondheim - Steinkjer  &&  43 km / 422 hm Steinkjer - Namdalseid

Nochmals ein gemütlicher Start in den heutigen Tag. Auf dem Weg zum Bahnhof kurzer Fotostop an der Nidelva, mit den an den Fluss gebauten farbigen Holzhäusern, anschliessend Zugfahrt mit Stadler-Rail nach Steinkjer.

Danach ist fertig lustig - ab jetzt ist nur noch radeln angesagt und es bleibt nur die Hoffnung, ab und zu kurze Strecken mit Fähre oder Bus zu nutzen. Auch Schiebepassagen gehören zum heutigen Tagesprogramm.

Die Küstenstrasse führt weitgehend durch hügeliges Landwirtschaftsland, wobei sich die Sicht auch immer wieder auf die tief ins Landesinnere reichenden Meeresarme öffnet. Die Vegetation zeigt sich überraschenderweise einiges grüner als im südlichen Teil Norwegens. Offensichtlich gab es hier wesentlich mehr Niederschläge.

Als krasses Gegenteil entpuppt sich unsere heutige Bleibe! Nach dem gestrigen Hotelwolkenkratzer quartieren wir uns an diesem Abend im sympathischen Lensmannsgården ein - einer kleinen aber feinen B&B-Unterkunft. Sogar ein Nachtessen mit lokalen Spezialitäten wird uns von der Gastgeberin serviert.

Start in Trondheim

3. 6. 2023 - 45 km / 302 hm Namdalseid - Namsos

Die heutige Etappe ist schnell erzählt. Grau in grau und ziemlich feuchtes Wetter - selten einen Sonnenstrahl erblickt. Gerne könnte mal jemand etwas Schweizer Wärme in den Norden schicken, sie wäre mit Sicherheit willkommen!

4. 6. 2023 -72 km / 819 hm Namsos - Kolvereid

Etwas stimmt heute einfach nicht: Meine Sonnenstands-APP behauptet, dass die Sonne heute um 02:59 Uhr aufgeht und um 23:28 Uhr untergeht. Doch ich habe die Sonne den ganzen Tag überhaupt nie gesehen !

Die Tour von Namsos nach Kolvereid beginnt bei trockenen Verhältnissen. Die Strecke ist gut ausgeschildert als Eurovelo EV1 und folgt der Küstenstrasse FV.17 (norwegisch: Kystriksveien). Wir werden dieser Route noch eine ganze Weile folgen.

Sie führt durch eine beeindruckende Landschaft mit unzähligen Fjorden, gesäumt von unendlichen aber immer karger werdenden Nadel- und Birkenwälder. Die langgezogenen, kräftezehrenden Aufstiege wechseln sich ab mit rassigen Abfahrten. Auf diesem Abschnitt sind auch unzählige Brücken zu überqueren (ganz nach dem Maffay-Lied „Über sieben Brücken musst du geh’n …).

Nach etwa halber Strecke öffnet die fette Wolkendecke ein weiteres Mal ihre Schleusen und die Regenkleider kommen erneut zum Einsatz. Wenigstens kommen wir zwischen Lund und Hofes wieder einmal in den Genuss einer gut 30-minütigen Fährüberfahrt um danach gut erholt die letzten Kilometer bis zum Tagesziel zurückzulegen.

Auf der Fähre trifft man noch auf eine stattliche Anzahl Velofahrer aus ganz Europa (Deutschland, Holland, Schottland, ...). Dabei findet natürlich auch ein angeregter Erfahrungsaustausch statt.

 

5. 6. 2023 -80 km / 911 hm Kolvereid - Vik

Um 5 Uhr morgens werde ich heute von einem gleissenden Sonnenstrahl aus dem Schlaf gerissen. Sowas hätte ich nach den vorangegangenen Tagen nie für möglich gehalten!

Zum Etappenstart hat sich dann aber wieder eine ziemlich dicke Wolkenschicht über das Land gelegt. „Tant pis, c’est la vie“. Wenigstens bleibt der Morgen trocken und die Fahrt von Kolvereid kann bei immer noch kühlen Temperaturen starten. Und man trifft auf der Strecke auch schon bald auf die bekannten Weggefährten von gestern.

In der Folge wechselt das Wetter regelmässig. Ab und zu eine kurze Regenschauer, dann wieder schönster Sonnenschein. Der Radweg führt auch heute viel rauf und runter, einmal dem Meerwasser entlang, dann durch wunderschöne Moorgebiete mit den typischen Birkenhölzern.

So gelangen wir in die Landschaft Helgeland, in der Provinz Nordland, welche dem nördlichen Teil Norwegens zugerechnet wird. Wir haben so quasi, die Mitte Norwegens überschritten.

Bei einem Schwatz mit einem Einheimischen erfahren wir, dass wir damit auch eine Wettergrenze passieren. Er macht uns nicht nur Hoffnung auf eine baldige Verbesserung der Wetterlage sondern versichert uns auch, dass wir im Norden bedeutend häufiger von einem Rückenwind profitieren werden.

6. 6. 2023 - 66 km / 260 hm Vik - Forvik

Raindrops are falling on my head

And just like the guy whose feet are too big for his bed

Nothing seems to fit

Those raindrops are falling on my head, they keep falling

 

Leider wird unsere Hoffnung auf eine Wetterbesserung arg enttäuscht. Bis weit in den Nachmittag hinein regnet es praktisch ununterbrochen und die Vorhersage des Einheimischen vom Vortag erfüllt sich nur insofern, dass uns kein Gegenwind ins Gesicht bläst.

Zum guten Glück fallen wenigstens fast keine Höhenmeter an, wir absolvieren so quasi eine Flachetappe.

Auf der kurzen Fährverbindung von Horn nach Anddalsvåg werden wir von einer Heerschar an Polizisten begleitet. Der Grund dafür liegt im Besuch des Königs in der Provinz um Forvik - unserem heutigen Etappenziel. Dort werden wir auch prompt zu den geplanten Festivitäten eingeladen. Norwegische Volksfeststimmung mit Musik und Theateraufführungen erwarten uns. Leider verstehen wir kein einziges Wort  - weder von den Ansprachen noch von den gezeigten Aufführungen. Aber es muss sich im wesentlichen um Liebe, Mord und Totschlag gehandelt haben.

Wir übernachten heute in der Kaffeerösterei zu Forvik welche von einer geschäftstüchtigen und genauso gesprächigen Frau geführt wird. Da sie zum Königs-Dinner eingeladen ist, kann sie uns leider nicht bekochen, überlässt uns aber freundlicherweise ihr Auto um etwas essbares zu beschaffen.